Das Bonner Römerlager


Standort - Aufbau - Geschichte

Das Bonner Römerlager stand in der heutigen Nordstadt. Seine quadratische Grundform von 520 x 516 Metern wurde von zwei Hauptstraßen durchkreuzt. Auch heute noch ist das Römerlager in unserem Straßenbild erkennbar.

Das Lager grenzt südlich an die Rosenthalstraße, westlich an die Graurheindorferstraße und nördlich an den Augustusring, während die Straßen Am Schänzchen und Am Wichelshof die östliche Einfriedung des Lagers darstellen.

Die heutige Römerstraße ist die alte Via principalis, die das Lager in Nord - Südrichtung durchschnitt. Von ihr zweigen die Badenerstraße in Rheinrichtung, die frühere Via praetoria und die Nordstraße nach Westen, ehemals Via decumana, ab. Via decumana und Via praetoria teilten das Lager in Ost - Westrichtung, während weitere Nord- Süd- verlaufende Straßen das Lager in sechs Streifen, den sogenannten scamna (Einzahl: scamnum) unterteilten.

Die Principia, das Hauptgebäude des Lagers, unterbrach den ost - westlichen Straßenzug. Es handelte sich um einen vierflügeligen Bau, der einen großen Innenplatz umgab. Im Nord-, Ost- und Südflügel befanden sich Büros, Versammlungs- und Diensträume sowie Archive und Arsenale. Der Westflügel barg die sogenannte Basilica, eine Halle für Gerichtsverhandlungen und offizielle Anlässe, in der außerdem das Fahnenheiligtum, die Legionsadler und Feldzeichen aufbewahrt wurden.

Südlich der Principia befand sich das Praetorium, der Palast des Legionskommandeurs.

Am östlichen Rand der Via principalis, also im dritten scamnum, standen die Wohnungen der Tribunen, des Lagerkommandanten und des Hilfstruppenoffiziers. Direkt daneben und nördlich der Principia wurden verwundete Legionäre im valetudinarium, dem Lazarett, gepflegt.

Das Bad im zweiten scamnum sorgte für das leibliche Wohl des einfachen Legionärs. Übrigens verfügten höhergestellte Offiziere über eigene Hygieneeinrichtungen, während sich der Rest der Mannschaft mit der Gemeinschaftslatrine am westlichen Ende des Lagers begnügen mußte.

Ebenfalls gab es im Lager Wirtschaftsgebäude, Lagerhäuser und Werkhöfe, in denen die immunes wohnten. Zu den Immunes zählten die Leute, die Verwaltungsaufgaben in den principia und in den Wirtschaftsgebäuden übernahmen, und die Ärzte, die in dem nahen Lazarett arbeiteten. Ihre Unterkünfte befanden sich westlich der Principia.

Die Kasernen der Legionäre lagen direkt an den Lagermauern, um bei einem Angriff die Verteidigungseinrichtungen möglichst schnell erreichen zu können.

Das Lager war nach seinem Wiederaufbau (70 - 79 n. Chr.) durch eine zinngekrönte Steinmauer geschützt. Vor der Maueraußenseite war ein Doppelgraben ausgehoben worden und hinter der Mauer diente ein aufgeschütteter Erdwall dazu, den Wehrgang zu tragen. Außerdem war jedes der vier Tore durch Doppeltürme gesichert.

43 nach Christus wurde die erste Legion, die Legio I Germanica, nach Bonn verlegt, wo sie das Lager errichteten. Die ersten Gebäude wurden im Holzfachwerkstil gebaut. Erst später, 52 bis 54 n. Chr., ging man dazu über, die Häuser aus Stein zu bauen.

Als 69 n. Chr. Vitellius, Kommandeur des niedergermanischen Heeres, mit ca. 40000 Mann, darunter auch einige der Legio I Germanica, gen Rom zog, um sich nach Neros Tod zum Kaiser ausrufen zu lassen, brach in dem Gebiet, wo nun deutlich weniger Legionäre stationiert waren, der Bataveraufstand aus. Die in Bonn zurückgebliebene Kerntruppe der Legio I Germanica wurde von den Batavern geschlagen und das Römerlager zerstört. Darauf liefen die Überlebenden der Legion zu den Batavern über. Dies war auch der Grund für ihre spätere Auflösung nach Niederschlagung des Aufstandes.

Die Legio XXI Rapax wurde nun nach Bonn zitiert, und begann mit dem Wiederaufbau des Lagers in Stein, der erst neun Jahre später beendet sein sollte.

83 n. Chr. wurde sie nach Obergermanien abkommandiert und noch im selben Jahr durch die Legio I Flavia Minervia ersetzt, und mit dieser neuen Legion kam eine längere Zeit des Friedens nach Bonn. Unter anderem wissen wir von ihr, daß sie von Domitian im Zuge der Vorbereitungen des Chattenkrieges ausgehoben worden war und unter Traian am Dakienfeldzug (heutiges Rumänien) (101 - 107 n. Chr.) und am Partherfeldzug (161/162 n.Chr.) unter Marcus Aurelius teilgenommen hat.


Weitere Themen

1. Die Wirtschaftsgebäude
2. Der gemeine römische Soldat

Quellen

1. Michael Gechter, "Castra Bonnensia - das römische Bonn", 1989
2. "Die Römer am Rhein", Wilhelm Stollfuss Verlag Bonn
3. Charles-Marie Ternes, "Die Römer an Rhein und Mosel", Reclam, Stuttgart, 1975

Eine Führung durchs Römerlager

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