Ein Dorf unter einer Stadt


Seit Anfang dieses Jahrhunderts und besonders seit 1949 wurden unter dem Regierungsviertel zahlreiche Funde aus römischer Zeit entdeckt und ausgegraben. Darunter waren beispielsweise ein Markt im Bereich unter dem heutigen Kanzleramt, eine römische Straße, die 140 cm unter der Adenauerallee genau deren Verlauf folgt, Reste von prächtigen Häusern und Gräbern, ein sehr gut erhaltener Keller unter dem Haus der Geschichte und, und, und... Zusammen geben alle Funde unter dem Regierungsviertel das Bild einer kompletten antiken Siedlung aus dem 1.-3. Jahrhundert n.Chr., dem sogenannten "vicus Bonnensis"

43 n.Chr. wurde Bonn vermutlich Standort einer römischen Legion. Wie jedes Legionslager hatte auch das Römerlager in Bonn eine canabae, die sogenannte Vorstadt, die wesentlich zur Versorgung der Legion beitrug. Daneben bildete sich gegen Ende des 1. Jahrhunderts eine kleine Siedlung, eben der "vicus Bonnensis". Bei dieser Siedlung handelte es sich offenbar um eine am Reißbrett durchgeplante Stadt, die in mehrere insulae d.h. mehrere Stadtviertel aufgeteilt war. Die Bewohnungen, meist 5-15m breit und 30-40m lang, deshalb auch Streifenhäuser genannt, waren mit der Schmalseite ihrer Eingangsfronten zur Straße hin aufgereiht. Sie wurden meist "multifunktional" genutzt, z.B. als Wohnraum oder auch gewerblich als Kneipen, Lokale, Werkstätten... Hinter den Häusern befanden sich langgestreckte Grundstücke, auf denen Nutztiere gehalten und Nutzpflanzen angebaut wurden. Die Bewohner verdienten ihren Lebensunterhalt als Handwerker, indem sie das Legionslager versorgten. Der oberste Gott war wie in Rom auch in Bonn Iupiter mit seiner Gemahlin Iuno. Daneben wurden durch Verschmelzung von germanischen und römischen Göttern neu entstandene Gottheiten verehrt. Vor allem der Matronenkult war weit verbreitet. Mitte des 3. Jahrhunderts n.Chr. wurde der Bonner vicus von seinen Bewohnern verlassen. Warum er aufgegeben wurde, liegt noch im Dunkeln; vielleicht liegt es an den Überfällen der Alemannen. Das Römerlager bestand jedenfalls noch weitere 50 Jahre, bevor es aufgelöst wurde. Heute nach 1800 Jahren, wurde dieses "Dorf" unter der heutigen Stadt Bonn wiederentdeckt und unter Denkmalschutz gestellt, da in ihm "die Wurzeln der Stadt Bonn zu suchen seien."

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