Kapitel 2


...Das Murmeln klang aufgeregt und hier und da durchschnitten harte Schreie die Luft. Johannes hob den Kopf und blinzelte gegen das grelle Licht. Langsam wurden die Konturen einer großen Steinmauer in etwa 100 Meter Entfernung erkennbar mit einem großen Tor, neben dem rechts und links je ein gewaltiger Turm stand.

Eine Menschenmenge stand dicht gedrängt in der Toröffnung, und einige Menschen winkten ihm zu. Andere wiederum gestikulierten wild, und mancher ihrer Rufe wurde durch den Wind zu Johannes getragen.

Er grinste und winkte zurück. Die Menschen waren schon sonderbar. Dann wandte er sich um und wollte gerade einen Schritt nach vorn machen, als sich seine Augen weiteten: Von einem bis zum anderen Ende des Horizonts erhob sich eine riesige Staubwolke, die rasch näher zu kommen schien. Mit einem Mal ertönte von allen Seiten ein martialisches Geschrei und Tausende von Kriegern erhoben sich und liefen - gleich einer lebendigen Mauer - auf Johannes zu. Die Erde begann unter den Tritten Tausender zu beben. Johannes drehte sich um und rannte, wie er noch nie zuvor in seinem Leben gerannt war, keinen Augenblick zu früh, wie ihm ein vorbeiziehender Pfeil bestätigte.

Das Tor des Lagers kam nur quälend langsam näher, und er konnte sehen, wie dessen Torflügel von einigen Männern langsam geschlossen wurde. Johannes verwünschte seinen Körper, der zu unpassendsten Gelegenheiten Seitenstechen bekam, und mobilisierte seine letzten Kräfte. Die Männer schienen mit dem Tor Schwierigkeiten zu haben, und Johannes sprang mit einem Satz, den er sich nie zugetraut hätte, durch den verbliebenen Spalt ins Lagerinnere, wo er hart auf dem Boden auftraf. Keine Sekunde später hörte er die Torflügel mit einem knirschenden Geräusch einrasten.


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